Süßer Geschmack – Erdelement

Weitere Zuordnungen: Milz, Magen, Spätsommer, Feuchtigkeit, gelbe Farbe

Mit süß ist die Qualität gemeint, die entsteht, wenn man Vollkorngetreide sehr, sehr lange kaut und sie weicht wenig vom neutralen Geschmack ab. Auch Muttermilch kann süß sein, neutral-süß. Neben fast allen Getreidesorten haben auch einige Fleischsorten und viele Gemüse und Obstsorten einen süßen Geschmack.

Organwirkung und Wirkweise

Der süße Geschmack unterliegt dem Element Erde und stärkt den Funktionskreis Milz und Magen. Süß baut Qi auf. In geringen Mengen stärkt leicht Süßes, vor allem in der Kombination süß-neutral und süß-warm, die Organe Milz und Magen. Der Geschmack süß breitet sich nach allen Seiten mild aus, wirkt sanft verteilend und hat Yang-Qualität.

Süß wirkt stark kräftigend und nährend (z.B. nach Sport oder einer Erkrankung), tröstend/versöhnend und lösend/entspannend. Besonders bei Menschen im Stress, der die Eigenschaft hat, Energien nach oben zu bewegen, hilft die erdende Wirkung des süßen Geschmacks, wieder „auf den Boden zu kommen“.

Kontraproduktiv wirkt es im Anfangsstadium einer Erkältung, da es auch den pathogenen Faktor nähren kann. Süß-kühl hat eine ganz andere Wirkung: durch den kühlen Charakter wird Milz und Magen geschwächt. Die Kühle kann aber hilfreich sein bei Magen-Hitze.

Süß hat befeuchtende Qualität, die sich auf die „säfteaufbauende und deshalb beruhigende Wirkung von Getreide, erdigem Gemüse, Obst, Trockenfrüchten, Fruchtsäften“ und Süßmittel wie „Vollrohrzucker, Honig, Ahornsirup, Getreidemalz“ bezieht. Diese Nahrungsmittel, in vernünftigen Massen gegessen, dienen dem Säfteaufbau und somit der Entspannung und dem guten Schlaf. Die sehr befeuchtende Wirkung von Süßem kann im Fall von zu großer Trockenheit erwünscht sein, so z.B. bei sehr trockenem Husten und (Schleim-)Haut, typisch für Spätsommer und Frühherbst, dem man z.B. mit einer warmen Milch mit Honig entgegenwirken kann. Bei allen Hitzeerkrankungen mit Säfteverlust ist Süß zu empfehlen.

Auf einen Blick: Süss/erde

Organe: Milz-Pankreas, Magen
Organzeiten: 9-11, 7-9 Uhr
Sinnesfunktion: Der Schmecken
Körperteile: Bindegewebe, Fleisch
Tageszeit: Spätnachmittag
Geschmack: süß
Himmelsrichtung: Mitte
Farbe: gelb
Jahreszeit: Spätsommer, Übergangszeiten

Gefahr

Die Qi-aufbauende Wirkung des süßen Geschmacks trifft nicht auf Fabrikzucker zu. Ganz in Gegenteil, weißer Zucker erstickt das Qi der Milz und raubt dem Körper wertvolle Vitamine und Mineralstoffe. Alle Monosaccharide, zu denen auch der Fabrikzucker oder raffiniertes Mehl gehört, gelangen besonders schnell ins Blut. Durch die plötzliche Überzuckerung muss der Körper vermehrt Insulin ausschütten, um den Blutzuckerspiegel wieder zu senken. Ist der Zucker abgebaut, fällt der Insulinspiegel jedoch nicht so schnell ab.

Das Resultat ist eine leichte Unterzuckerung, bei der der Blutzuckerspiegel niedriger ist als vor dem Konsum von Zucker, der sich in erneutem Hunger (auf Süß) bemerkbar macht. Die starken Blutzuckerschwankungen belasten nicht nur die Bauchspeicheldrüse, sie übertragen sich auch auf das Nervenkostüm, bewirken Leistungshöhen und –tiefen und damit verbundene Stimmungsschwankungen. Mehrfachzucker hingegen, wie z.B. Getreide, Trockenfrüchte und süß schmeckendes Gemüse, werden langsam vom Körper aufgenommen und kennen dieses Problem nicht.

Süsses im Übermaß schwächt das Element Erde in ihrer Mitteposition und in ihrer Aufgabe des Stabilisierens. Krankheiten im Funktionskreis Erde haben immer mit Feuchtigkeit und einer schwachen Mitte, einer Milz-Qi-Schwäche, zu tun. Dies äußert sich z. B. durch Heißhunger auf Süsses. Süß im Übermaß macht träge und aggressiv, führt zu Konzentrationsstörungen und Gedächnisschwund. Personen, die zu Übergewicht, Ödemen und/oder Schleimansammlungen neigen, sollten möglichst wenig Süßmittel konsumieren.

Süß in Kombination mit kalten Lebensmitteln wie Milch und Milchprodukte, deren Konsum in den letzten Jahren besonders gestiegen ist, fördert besonders die Feuchtigkeit im Körper und bildet einen Nährboden für Pilze und Bakterien. Ungünstig wäre die vorher erwähnte Milch mit Honig bei Husten mit Schleimbildung.

INDIVIDUELLER NUTZEN

Kinder vor allen Dingen, aber auch dünne, nervöse oder geschwächte Menschen brauchen den süßen Geschmack am meisten.

Jahreszeit

Die Wandlungsphase Erde bildet das Zentrum, die Mitte, und garantiert Balance. Der Spätsommer ist die ihr zugeordnete Jahreszeit. Das Wesen des Erdelementes offenbart sich aber auch zu allen Dojo-Zeiten, das sind die etwa 18tägigen Übergangszeiten zwischen allen 4 Jahreszeiten. Im Spätsommer ist das etwa die erste Augusthälfte, die Übergangszeit zwischen Hochsommer und Herbst.

„Das Getreide steht gelb und üppig und wird in die Speicher gefahren. Die Bauern ziehen goldene Kartoffeln aus der Erde, und die Äpfel sind süß und saftig, reif zum Ernten. …Die Feuchtigkeit in der Luft nimmt wieder zu…“ Die Dojo-Zeit kann in besonderem Maße genutzt werden, um die Organe Milz und Magen zu stärken. Dies geschieht, indem man erdige, gekochte Nahrung bevorzugt in den Speiseplan einbaut: „Gelbe, runde, stärkehaltige, süß riechende gehören dazu; insbesondere Hirse, Mais, Polenta, Karotten, Kürbis, Kastanien, Petersilienwurzel und Rindfleisch, aus denen man idealerweise Eintöpfe oder Suppe zubereitet.“